Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert – Joel Dicker

Es gibt Bücher, zu denen kehrt man gerne zurück. Die man nur widerstrebend beiseite legt, um sich im gleichen Moment darauf zu freuen, sie wieder zur Hand zu nehmen und weiterzulesen. Spannend, genau beobachtet und durchzogen von Erinnerungen, lässt dieser Roman, der fast ein Krimi sein könnte, keine Langeweile aufkommen, fesselt den Leser und obwohl er schon 700 Seiten umfasst, er hätte auch noch länger andauern können…Wunderbarer Schmökerstoff!

 

Raum – Emma Donoghue

Selten hat mich ein Buch so zerissen zurückgelassen. Kein Wunder, hatte ich es doch vor diesem Versuch bereits zweimal begonnen und wieder ins Regal zurückgestellt. Mit dem ersten Abschnitt, in dem eine junge Frau und ihr Sohn, eingesperrt von einem hochgradig gestörten Mann, in „Raum“ versuchen, ihr Leben so gut es geht auf wenigen qm zu bestehen, hatte ich so meine Probleme. Das lag vorallem an der Beschreibung, der sehr kindlichen Sprache, die wohl als Stilmittel dienen sollte, sich für mich aber enorm anstrengend las. Rausgerissen hat es für mich der zweite Teil, nachdem sich die Situation verändert – das fand ich einnehmend zu lesen, ein besonderer Einblick. Insofern – ich frage mich, wem ich dieses Buch empfehlen kann, der eine Teil kann nicht ohne den anderen und doch hält er mich davon ab, das Buch allzu enthusiastisch zu beschreiben.

Anständig essen – Karen Duve

Bei meiner momentan, neben dem Lesen, größten Beschäftigung, mit Kochen und Ernährung, war die Duve ja quasi Pflichtlektüre. Speziell ihre Verbindung von persönlichen Erfahrungen, sehr ehrlichen Statements und auch mal Ratlosigkeit, gepaart mit ihrem Selbstversuch verschiedener Ernährungsweisen machten das Buch für mich zu einer runden Sache – spannend zu lesen, für den ein oder anderen in der Entscheidungsphase sicherlich ein Augenöffner. Ausreichend provokant, der moralische Zeigefinger taucht so nicht direkt auf, viel mehr eine offene Empörung, ein Anprangern von Missständen, das ganze in einem direkten und ansprechenden Stil.

Peace Food – Rüdiger Dahlke

Grundsätzlich war dieses Sachbuch interessant zu lesen, die ein oder andere Erkenntnis über Ernährung und Lebenmittel auch wirklich erhellend. Was mir das Lesen allerdings ordentlich verleidet hat, waren so der ein oder andere stark esoterische Anklang, einige wirklich völlig subjektive Anschuldigungen, moralische Keulen und auch ein Stil, bei dem ich mich fragte, wie ich dieses Buch ernst nehmen soll. Teilweise wirkte es wie ein Ausatz, in dem Schlussfolgerungen nach dem Prinzip “Habe mir viele Gedanken darum gemacht, also ist das so!” geschrieben wurden! Ärgerlich, weil der Grundgedanke des Buches gut ist und ich ganz vieles, auch durch weitere Lektüre auch durchaus als richtig emfinde. Die Darstellung und Präsentation schafft es aber für mich, sich da selbst einen Strich durch die Rechnung zu machen.

Alle meine Wünsche – Grégoire Delacourt

Dieses Buch hatte ich auf der Buchmesse in der Hand, das Cover zog mich gleich an. Längere Zeit blieb es dann aber vergessen, bis ich es im Regal einer Freundin erspähte, die es mir auslieh und fast zeitgleich eine hymnische Rezension las. Leider kann ich mich dieser nicht vollumfänglich anschliessen: die Geschichte hatte mich einfach nicht so sehr gepackt, irgendwo blieb ein schaler Nachgeschmack. Ich merke immer wieder, dass ich dieses Gefühl öfter bei französischen Autoren habe…daher – Geschmackssache, wie so oft.

Mathilde und der Duft der Bücher – Anne Delaflotte

Ich habe so einen kleinen Sensor im Kopf, der beim Blättern in Vorschauen automatisch „Kaufen!“ brüllt, sobald ein Buch mit Buchhändlern, Antiquaren, Buchherstellung und ähnlichem zu tun hat. So also auch hier. Leider war das Innenleben nicht so schön wie das Äussere. Die Handlung plätscherte so vor sich hin, das Dörfchen war zwar nett aber doch recht vorhersehbar gestaltet und so richtig Stimmung kam nicht auf. Einzig die Buchbinderszenen fand ich sehr anschaulich zu lesen.  Es war okay, aber eigentlich habe ich selbst von so einer leichten Sommerlektüre mehr erwartet.

 

Night School: Du darfst keinem trauen – C.J. Daugherthy

Von aussen würde man das Buch wohl als einen weiteren Titel in Richtung Vampire, düster, geheimnisvoll einordnen. Geheimnisvoll ist es auch – allerdings kommt es von vorne bis hinten ohne übersinnliche Phänomene aus. Prima Lesefutter für Jugendliche (denn es wird einige weitere Bände geben) das sich, ganz klassisch, im Internat abspielt. Hier geht es aber wie gesagt mal weder um Magie, noch um Fantasiewesen sondern um knallharte Fakten: Elite, Konkurrenzkampf, Intrige, Macht – spannend erzählt.

Später Frost – Voosen/Danielsson

Wenn ich mal Krimis lese, dann gerne solche, die in Skandinavien beheimatet sind. So dachte ich, hier einen Volltreffer vorzufinden: Schweden, ungewöhnliche Ermittler, spannender Fall. Leider wurde ich ziemlich enttäuscht. Schweden stimmte, die ungewöhnlichen Ermittler waren allerdings so abgefahren (zumindest eine von ihnen), dass ich wirklich nur dachte: im normalen Leben wären solcherlei Methoden garantiert direkt mit Entlassung geahndet worden. Dichterische Freiheit in allen Ehren, auch Wallander hat oftmals seine Kompetenzen überschritten, aber doch nicht in diesem Ausmaße. Noch dazu las es sich manchmal sehr flapsig – hier wurden große Themen, Zeitsprünge und politische Verwicklungen abgehandelt – für meinen Geschmack allerdings zu kurz, das hätte ruhig länger sein können, was dem Buch die benötigte Tiefe verliehen hätte. Der Fall an sich war allerdings recht spannend. Ich bleibe also sehr zwiegespalten, werde aber vermutlich nichts mehr von beiden lesen.

Alles voller Hoffnung – Renate Dorrestein

Igor wird von seiner Großmutter Nettie großgezogen, nachdem seine eigene Mutter, als er fünf Jahre alt ist, das Sorgerecht an die Großmutter verliert. Und Igor ist anders – er ist geistig behindert. Als Igor in einer Werkstatt anfängt und sich verliebt, scheint sich alles zum Guten zu wenden…zunächst! Dorrestein hat hier ein, ja, leider muss man es so sagen, heute immer noch „Tabu-Thema“ angesprochen – und daraus einen bewegenden Roman gemacht. Ich habe dazu einen persönlichen Bezug und kann nur für mich sprechen: ich finde sie hat sich der Thematik gut und sehr sensibel angenähert und der Titel passt (weniger das Cover – das verwirrt mich immernoch…). Eine besondere kleine Familie, mit zwei starken Charakteren. Ich würde durchaus noch mehr von ihr lesen.