Alles außer irdisch – Horst Evers

Alles außer irdisch? Ja! Irrwitzig war es – ein sehr schräger Mix aus Pratchett, Moers und ganz viel trockenem Evers-Witz. Manchmal war mir das in seiner Überdrehtheit schlicht und ergreifend zuviel, aber über weite Strecken des Romans habe ich gekichert und mich gut unterhalten gefühlt. Und da ich es für eine hohe Kunst halte, den Lesenden überhaupt zum Lachen zu bringen, während des Lesens, gibt das von mir ein Lob!

Die Selbstmordschwestern – Jeffrey Euginides

Ich werde ganz sicher nicht leugnen, dass es an mir liegt – aber ich konnte mit diesem Buch so wenig anfangen. Es bleib für mich schwer greifbar, es schlüpfte mir so oft aus der Hand, aus meinen Gedanken. Allein, nicht genau zu wissen, wer die Erzähler sind. Und auch die, ja, geradezu Obession, mit der die Schwestern beobachtet wurden, war mir zu voyeuristisch, viel zu intim. Es ist immer schwierig, ein Buch zu lesen, in dem man sich mit keiner der Figuren auch nur ansatzweise identifizieren kann. Obwohl ich ein Faible für schräge, skurrile Figuren habe – hier bin ich deutlich an meine Grenzen gestoßen.

What we talk about, when we talk about Anne Frank – Nathan Englander

Ein Buch, das lange nachhallt ist für dieses Werk fast zuwenig gesagt – an einige Geschichten erinnere ich mich nach Monaten noch und an das Gefühl der Gänsehaut und Bewegtheit beim Lesen. Ich bin kein großer Kurzgeschichtenfan, diese haben mich aber nicht nur begeistert, sondern auch nachdenklich werden lassen. Das Buch habe ich mehrfach verschenkt, behandelt es doch soviele große Themen: Schuld, Verantwortung, Liebe, Freundschaft, Sterben, Gerechtigkeit und den Spagat, den wir alle in der heutigen Zeit zwischen Ethik, Moral, unserer Geschichte, Religion und dem Zeitgeist machen. Sehr, sehr beeindruckend und ganz sicher nicht mein letztes Buch dieses Autors.

Kerzenschein und Weihnachtszauber – Hrsg. Esslinger Verlag

Eine recht schöne Sammlung an Weihnachtsgeschichten – hat mich nicht ganz so sehr überzeugt, wie die Adventskalenderbücher der vorigen Jahre, die Geschichten waren doch sehr unterschiedlich, manches sehr lang (zu lang zum Vorlesen) und dann wieder sehr kurze Geschichten. Trotzdem, insgesamt schön gemacht, sicher kein Fehlkauf, nur eben auch kein Volltreffer.

Die Betäubung – Anna Enquist

Das Wort „verstörend“ kann man durchaus für diesen Roman anwenden – aber im positiven Sinne. Denn dieser Roman fällt ein wenig aus der Rolle, seine Beschreibungen, gerade was die Details im Krankenhaus angeht, die Vorgänge und Operationen sind so gestochen scharf und gehen einem nahe. Teilweise so sehr, dass ich pausieren musste (ich vertrage allerdings auch nicht sehr viel in diesem Bereich). Aber gerade das lässt den Roman für mich so hervorstehen – als ich im Nachwort las, dass Enquist im Zuge einer Literaturprojekts längere Zeit in einem Krankenhaus hospitieren dürfte, erklärte sich für mich diese Besonderheit, man hatte zum Teil wirklich beim Lesen das Gefühl, mit im OP-Saal zu stehen. Die Geschichte der beiden Geschwister, die zwei unterschiedliche Professionen abdecken (Anästhesistin und Psychoanalytiker) und durch einen gemeinsamen Nenner immer mehr ins Straucheln kommen, hat mich in ihren ganz eigenen Sog gezogen.

Ein Geschenk des Himmels – Anne Enright

Ich hatte schöne kleine Glossen, durchaus mit Humor und gesundem Pragmatismus über Schwangerschaft, Kinder und das Leben mit ihnen erwartet. Ich bekam eine frustrierte Mutter die teilweise wirklich völlig verschwurbelte Theorien zum besten gab, meine Vorstellungen vom Elternsein nur sehr selten traf und insgesamt eine so distanzierte Haltung zu ihren Kindern einnahm, das ich mich geschüttelt habe. An wenigen Stellen griff der aussen angekündigte “Witz”. Das Buch hat mich wütend gemacht, denn es spricht teilweise wirklich ohne Respekt vor andersdenkenden Eltern über diese erste Zeit mit Kindern…Natürlich ist es in Ordnung, seine Erfahrungen zu schildern (und sicherlich hatte die Autorin es durch persönliche Probleme etwas schwerer), das diese Zeit auch unglaublich anstrengend sein kann stellt sicher keiner in Abfrage und auch das es schwarze Tage in einer Familie geben kann. Aber diese negative Grundhaltung gegenüber so ziemlich allem liess mich wirklich fragen, warum die Autorin unbedingt darüber schreiben wollte? Zur Ermunterung sicherlich nicht, eher zur Abschreckung. Ich rate ja selten von einem Buch ab aber hier aus vollem Herzen.

Ihr kriegt mich nicht – Mikael Engström

Miks Aufgabe ist einfach: Niemand darf merken das sein Vater nur noch trinkt und sein Bruder so langsam in die Kriminalität abrutscht. Aber die Aufgabe ist nicht einfach: das Kartenhaus bricht zusammen. Statt bei seiner Tante im hohen Norden untergebracht zu werden, soll Mik zu einer Pflegefamilie und wehrt sich heftig. Was folgt ist eine einzigartige Geschichte über das Dazugehören, Familie, Freunde, ein klitzekleines skurriles Dörfchen und die Frage: “Wissen die Erwachsenen wirklich, wo ein Kind zuhause ist?”.

Das Buch berührt sehr, es ist intensiv und voller Kraft geschrieben. Kinder sind so stark und nicht immer ist die Lösung nach Schema F die richtige für die Seele. Ein großartiges Jugendbuch!

Letzte Reise – Anna Enquist

Der Stil und ihr Wortfluss sind wirklich richtig toll, deshalb habe ich es auch gerne gelesen. Die Idee, von James Cook aus der Sicht seiner Frau zu erzählen, finde ich auch spannend. Grade diese Geschichte zwischen ihr und ihm, ihrer Entfremdung und doch Liebe hat mich sehr interessiert – aber es geht halt auch viel um die Expeditionen, die Seeleute, Entdecker…nichtmal das es so “zäh” gewesen wäre, ich habe einfach nur nicht soo großes Interesse daran. Deshalb hab ich recht lange dran gesessen, trotzdem würde ich es empfehlen