Tove Jansson entdecken mit Pinkfisch

Seit vielen Jahren fasziniert mich Tove Jansson. Die Künstlerin, Autorin und Zeichnerin die so vielseitig in ihrem Schaffen war, hat es mit ihren Büchern, ihren Comics und ihrer Kunst immer wieder aufs Neue geschafft, meine Begeisterung zu entfachen.

„Arbeite und liebe“ (Lebensmotto von Tove Jansson)

Aus diesem Grund wollte ich ihr gerne einen großen Blogpost widmen, gepaart mit eine Reihe an Postings auf Instagram und Twitter in der Woche vom 21. März bis zum 28. März. In diesen Tagen werde ich mich ihrem Werk widmen und es gemeinsam mit meinen Leser*innen (neu)-entdecken. Unter dem Hashtag #ToveJanssonentdecken kann jede*r auf Instagram und Twitter mitmachen und ebenfalls Lieblingsbücher, Gedanken und Hintergrundwissen posten.

Dieser Blogpost wird täglich ergänzt und so wird am Ende der Woche eine Hommage an Tove Jansson entstanden sein.

Ich freue mich wahnsinnig darauf, diese Woche einer beeindruckenden und zutiefst inspirierenden Frau widmen zu können und freue mich über alle, die mitmachen, kommentieren und weiterempfehlen!

Erste Station im Blog: die Biografie von Tuula Karjalainen 

Zweite Station auf Instagram: die Mumin-Bücher

Die Welt der Mumins ist eine ganz eigene und wer in den Büchern von Tove Jansson einmal das Mumintal betreten hat, wird sein Leben lang wieder dorthin zurückkehren wollen. Was macht diese Geschichten so besonders? Zum einen, dass sie mit uns mitwachsen. Als Kind finden wir die kuscheligen, weißen Trolle niedlich und erleben mit ihnen Alltag und Abenteuer. Als Erwachsene merken wir beim Wiederlesen, wieviel Tiefe und Hintergründiges in den Geschichten steckt. Tove Jansson hat in den Bänden der Muminreihe immer auch ihr eigenes Leben einfließen lassen, mal mehr, mal weniger offensichtlich.

Aber vor allem hat sie zeitlose Figuren erschaffen, mit denen wir uns identifizieren können. Sie hat mit dem Mumintal und dem Haus der Mumins einen Rückzugsort geschaffen, einen, in dem die Familie groß geschrieben wird und jede*r so sein darf, wie man eben ist und mit allen Eigenheiten angenommen wird. Denn nicht nur die Muminfamilie tummelt sich auf den Seiten, noch viele weitere Wesen bevölkern das Tal und sorgen dafür, dass es nie langweilig wird. Gemeinsam wird gelebt und erlebt, werden schwierige Situationen zusammen gemeistert, wird die ein oder andere Lektion gelernt oder auch philosophisch betrachtet.

Manchen Ratschlag, der im Verlauf der Zeit fällt, kann man sich getrost fürs Leben merken und fährt damit sehr gut. Die Mischung aus Fantasie, poetischen Beschreibungen und liebevollem Pragmatismus ist im Stande, mich jedesmal wieder aufs neue zu begeistern. Für die Mumins ist man einfach nie zu alt!

Noch mehr lesen:

Zur Rezension von „Muminvaters wildbewegte Jugend“

Zur Rezension von „Herbst im Mumintal“

Dritte Station auf Instagram: Das Sommerbuch und das Winterbuch

Obwohl diese beiden Bände dem äußeren Anschein nach zusammengehören könnten, unterscheiden sie sich doch im inhaltlichen Aufbau. Das Winterbuch ist eine wunderbare Sammlung aus Kurzgeschichten und Auszügen aus längeren Erzählungen um Tove Jansson kennenzulernen oder sie wiederzutreffen. Ihre Texte sind von einer unaufgeregten Ruhe und oftmals hört man geradezu die Stille zwischen den einzelnen Geschichten. Von Natur und Naturgewalten, von den Menschen und ihren Eigenheiten schreibt Tove Jansson oft melancholisch, aber auch zärtlich und mit klugem Blick. Eine Geschichtensammlung, die man sich jedes Jahr im Winter wieder vornehmen möchte.

Das Sommerbuch hingegen spielt sich in einzelnen Episoden ab, der Schauplatz bleibt jedoch immer der gleiche: eine kleine finnische Insel, auf der Sophia und ihre Großmutter gemeinsam den Sommer verbringen und wo vor allem der Austausch zwischen der Älteren und dem jungen Mädchen im Vordergrund steht. Sie streifen durch die Natur, mit einem Blick für die kleinen Wunder, gleichzeitig ist aber auch das Sommerbuch von sanfter Melancholie durchzogen und erfrischend unkitschig. Egal ob ihr eher den Sommer oder den Winter liebt – beide Bände sind ein sehr guter Einstieg in das belletristische Werk von Tove Jansson.

Vierte Station auf Instagram: Die Comics bei Reprodukt

Natürlich dürfen bei #ToveJanssonentdecken die Comicstrips über die Mumins nicht fehlen. In Deutschland werden die Bände in einer sehr wertigen Hardcover-Ausstattung bei Reprodukt herausgegeben. Tove Jansson begann 1947 zunächst für die finnlandschwedische Zeitung Ny Tid die ersten Mumin Comics zu zeichnen. Die Serie wurde aber nach einem halben Jahr eingestellt. Den großen Durchbruch erzielten ihre Comicstrips dann in der britischen Zeitung „Evening News“ – dort und in anderen Zeitungen erreichte sie zu Spitzenzeiten über 20 Millionen Leser*innen täglich in über 40 Ländern.

Sie dachte, dass das Zeichnen der Comicstrips ihr endlich durch ein regelmäßiges Einkommen die Geldsorgen und den Druck nehmen würde. Mit den Geldsorgen war es dann tatsächlich erst einmal vorbei, allerdings lastete der Stress, stets in einem engen Zeitfenster mit den neuen Comics aufzuwarten und immer wieder neue Ideen zu entwickeln, schwer auf Tove. 1959 kündigt sie – sie ist erschöpft.

Die Mumins, deren Welt, das Mumintal, sie einst als Zuflucht für sich erfunden hatte, sind für sie zu einer Belastung geworden. Erst einige Jahre später kann sie sich, auch durch ihre Lebensgefährtin Tuulikki Pietilä unterstützt, wieder mehr auf die Mumins einlassen. Nach ihrer Kündigung übernahm ihr Bruder Lars, der bereits zuvor enger Vertrauter von Tove war und mit dem sie Ideen oft vorab durchsprach, die Produktion der Comics und zeichnete weitere 15 Jahre lang die Comics. Die Comicstrips sind natürlich an die Buchserie angelehnt, haben aber ganz klar auch ein Eigenleben.

Besonders herausragend war, dass Tove sowohl für die Zeichnungen als auch die Texte zuständig war – keine Selbstverständlichkeit! Auch hier zeigte sich wieder ihre vielseitige Begabung. Ich arbeite mich nach und nach durch die Comics und freue mich jedesmal wieder, allen Bewohner*innen des Mumintals zu begegnen.

Fünfte Station auf Instagram: Die Tochter des Bildhauers, Stadt der Sonne und Fair Play

Tove Jansson schrieb in ihren späteren Lebensjahren rund ein Dutzend Bücher für Erwachsene, Romane und Erzählungen. Exemplarisch möchte ich heute drei davon näher vorstellen. „Die Tochter des Bildhauers“ ist ein schmaler, autobiographischer Erzählband mit viel Atmosphäre – sehr empfehlenswert um die junge Tove und einen Teil ihrer Kindheit kennenzulernen. „Fair Play“ ist sicherlich auch autobiographisch geprägt, allerdings klar als Fiktion angelegt. Eine starke Geschichte, zwei unheimlich interessante Frauen und Künstlerinnen und ihre gemeinsame Liebesgeschichte. Unbedingt lesenswert und (bis jetzt) mein persönlicher Liebling.

Stadt der Sonne“ fällt im Gegensatz zu den beiden anderen hier besprochenen Büchern schon rein vom Setting her aus dem Rahmen – spielt es doch in St. Petersburg, Florida. Dort haben sich in einem Gästehaus über Jahre einige eigenwillige Charaktere versammelt, alle mit ihrer ganz persönlichen Art, das eigene Altern anzunehmen. Stellenweise war es mir fast ein wenig zu ruhig – es ist ein eher handlungsarmer Roman, dessen Stärke in den fein beobachteten Beschreibungen seiner Protagonistinnen und Protagonisten liegt. Dennoch habe ich ihn nicht ungern gelesen, denn er ist nur ein weiteres Beispiel dafür, wie wandelbar Tove Jansson auch in ihrem literarischen Schaffen war. Das erzählende Werk von Jansson ist in Deutschland beim Verlag Urachhaus erschienen und wurde übersetzt von Brigitte Kicherer.

Sechste Station: Das war #ToveJanssonentdecken !

Zum Abschluss der #ToveJanssonentdecken Woche haben Mumin und ich nochmal gemeinsam Kaffee getrunken. Wir hatten ordentlich Freude an dieser Woche und hoffen, ihr auch! Wenn euch die Woche gefallen hat, könnt ihr auch gerne die Möglichkeit nutzen, uns einen Kaffee via Ko-Fi zu schicken ? . Mumins essen und trinken ja fast so gerne wie Hobbits ?. Viel Spaß allen weiterhin beim Entdecken der Welt und der Werke von Tove Jansson.

Das Winterbuch – Tove Jansson

Die letzten Tage des Jahres waren eher düstere Wintertage, mit wenig Licht und einem großen Bedürfnis danach, sich zurückzuziehen und zur Ruhe zu kommen. Das nächste Jahr lag aber auch bereits verheißungsvoll vor uns, wie ein liebevoll zurechtgelegtes Kleid für einen neuen Tag. In dieser Stimmung entfalteten die zusammengestellten Texte im Winterbuch von Tove Jansson bei mir große Wirkung. Das Winterbuch – Tove Jansson weiterlesen

Abschlussball – Jess Jochimsen

Es gibt Autoren, von denen ich erwarte, dass sie mir eine traurige Geschichte erzählen können, bei der ich trotzdem schmunzeln muss. Einer davon ist Jess Jochimsen, dessen feinen Humor ich sehr schätze. Wer sonst könnte die Geschichte um einen Friedhofstrompeter mit solcher Leichtigkeit erzählen und dennoch nie in den Kitsch abrutschen? Marten ist ein Sonderling, einer, der schon so manches Tief im Leben erlebt hat und der sich eingerichtet hat, in seiner kleinen Welt. Er spielt den Toten ein letztes Lied auf seiner Trompete und versteckt sich auf dem Friedhof und in seinen kleinen Ritualen – vor dem Leben? Im Verlaufe des Buches wird er es herausfinden und wir schauen ihm dabei zu – mal besorgt, mal lächelnd und hier und da auch trocken schluckend.

Wieder hat Jess Jochimsen es geschafft, einen Roman zu schreiben, der sich abhebt, in dem seine Protagonisten die sein können, die sie sind, mit all ihren Stärken und Schwächen. Kein leichtes Buch für den Sommerurlaub, im Gegenteil. Aber dennoch ein Buch, welches man an einem lauen Sommerabend lesen kann, leise Trompetenklänge noch im Ohr. Und wenn man es zuschlägt, wird man das Gefühl nicht los, ein kleines bißchen mehr verstanden zu haben. Vom Leben, der Liebe und dem Tod.

Mörder Anders und seine Freunde nebst dem einen oder anderen Feind – Jonas Jonasson

Ein inneres Zwiegespräch

Mich nervt ja selten ein Buch so richtig. Aber hier – ich habe ewig dafür gebraucht, weil es mich beim Lesen so enttäuscht hat und nun will ich eigentlich der Welt mitteilen, was da für mich alles nicht stimmte. Meinste, das kann ich machen? Ich war beim Lesen wirklich entnervt!

Ja dann! Lass es raus!

Aber ich kann doch nun schlecht schreiben: Dieses Buch könnt ihr euch sparen! Oder doch?!

So sehr ich für markige Überschriften bin, vielleicht unterfütterst Du deine Aussage noch mit etwas mehr Argumentation?

Fairer Einwurf. Beim ersten Jonasson fühlte ich mich noch sehr gut unterhalten, beim zweiten war es schon ein Aufguß des ersten, aber immer noch nett zu lesen. Der dritte hingegen…

Ja? Nun bloß nicht schüchtern werden!

Ich habe beim Lesen immer wieder gedacht: Die Idee des Plots reicht nicht! Sie reicht nicht aus!

Wie meinst Du das?

Die Grundidee war einfach zu knapp und wurde dann später noch mehrfach künstlich verlängert, was mich schon ermüden ließ. Nur, weil man einen knackigen Aufhänger hat, rollt sich die Story nicht von alleine aus. Die Figuren wirken holzschnittartig, man symphatisiert wirklich mit niemandem und bei jeder weiteren grotesken Wendung habe ich nur noch geseufzt. Wie bei vielen Dingen im Leben macht es auch in einer guten Geschichte die Dosierung und in diesem Buch ist das Salzfäßchen eindeutig vom Küchenregal in die Suppe gefallen. Die einzige Komponente, die ich nett angedacht fand, war, Mörder Anders unter anderem zu einem Internetphänomen zu machen, aber auch diese Idee wurde in meinen Augen nicht konsequent genug umgesetzt.

Aber in die Ecke geschmissen hast Du es trotzdem nicht, oder?

Nein. Ehrlich gestanden wollte ich wissen, ob er irgendwo noch die Kurve bekommt und fand auch, wenn ich das Buch danach schon kritisch besprechen will, sollte ich es wenigstens zu Ende lesen.

Und, bekam er die Kurve?

Überraschenderweise… Nein, nein, hier gibt es leider kein Happy End. Bis zum Schluß wurden noch einige Klischees ausgewalzt und dreimal in anderen Worten wiederholt und ich fühlte mich wie nach einem sehr, sehr langen Konzertabend mit Zwölftonmusik…

Das klingt als könnte es als französische Komödie funktionieren, aber nicht als Buch…Du rätst also ab?

Wer auf skurrile Figuren ohne größere Substanz, religiöse Kalauer und einen Galopp durch eine leicht löchrige Handlung steht, kommt hier voll auf seine Kosten! Die anderen…

Eher nicht?

Ne. Wirklich nicht. Kauft euch stattdessen lieber einen guten Gedichtband!

Herbst im Mumintal – Tove Jansson

Ich liebe die Mumins. Aber ganz besonders liebe ich es, wenn ich in den ersten Herbsttagen endlich zu diesem Teil greifen kann. Wie will man diesen besonderen Zauber beschreiben, der die Reihe umfasst? Unaufgeregt, leicht melancholisch und doch so voller Weisheit und Freude, das sind für mich die Mumins. So viel mehr als kleine Kindergeschichten, so wohltuend entlocken sie mir jedes Mal beim Lesen ein Schmunzeln.

Das Blubbern von Glück – Barry Jonsberg

Der ungewöhnliche Aufbau des Buches unterhält von der ersten Seite an, man schliesst Candice Phee und ihre Altklugheit einfach gleich ins Herz. Eine schwierige Familiensituation, mit Humor und einem Schmunzeln erzählt. Candice mag nicht für alle Probleme eine Lösung haben – aber sie versucht alles, was in ihrer Macht steht, um die Dinge ein kleines bisschen besser zu machen. Ab 10 Jahren.

Die Britannica und ich – A.J. Jacobs

Um dieses Buch habe ich ziemlich lange (um genau zu sein sechs Jahre, Himmel hilf…) einen Bogen gemacht – mit Begeisterung gekauft, aber dann doch immer wieder davor zurückgeschreckt – würde es mich bei der Stange halten können, interessant genug sein, nicht öde werden? Nichts davon ist eingetreten und ich habe es mit Vergnügen gelesen. Der Autor verknüpft sein Leben und die Britannica äusserst unterhaltsam und so nebenbei erfährt man allerhand Skurrilitäten und Sonderliches. Wiedermal ein Buch aus dem Regal ungelesener Bücher, das völlig zu Unrecht so lange warten musste

Untergetaucht: Eine junge Frau überlebt in Berlin 1940-1945 – Marie Jalowicz-Simon

Ein Zeugnis einer schwierigen, tödlichen und belastenden Zeit. Einer Zeit in der viele sich selbst die nächsten waren, in der gefälscht, betrogen, gelogen, gefleht, gebettelt, geprügelt, verletzt und getötet wurde. Hier konnte jeder Tag Tod oder Leben bringen. Eine Chronik der Flucht, des Untertauchens und des Versteckens.

Ganze Tage im Café – Sólveig Jónsdóttir

Manchmal brauche ich einen Schmöker. Nicht zu seicht, aber auch nicht zu schwer, mit Figuren die mich ansprechen, einer Umgebung, die ich so vielleicht noch nicht kannte. Volltreffer! Tatort: Island. Täter und Opfer: Vier junge Frauen. Was passiert? Das Leben – in jeglichen Facetten, in all seinen Höhen und Tiefen.