Was tut man, wenn man erkältet im Bett liegt und einfach mal abschalten möchte? Man nimmt sich dieses Krimi-Debüt vor und fühlt sich stundenlang bestens unterhalten, denn die Seiten flogen nur so dahin. Spannend und actionreich, mit so einigen Momenten zum Luftanhalten aufgrund der rasanten Geschehnisse. Perfektes Popcorn-Kino in Buchform!
Kategorie: L
Der Mann im Park – Pontus Ljunghill
Ein sehr langsamer, ruhiger Krimi, der sich in Schweden, Ende der 20ger Jahre spielt. Ich bin ja nun bekanntermaßen kein großer Krimifan, dieser hier sprach mich aber aufgrund der Zeitspanne an. Und tatsächlich war es eine kleine Zeitreise, in eine so ganz andere Polizeiarbeit, als wir sie heute kennen. Aber auch in ein bedrückendes, eher trübes Schweden, zu einem ruhigen, sehr in sich ruhenden Kommisar. Das wurde hier und da ein wenig lang und doch hat es mir gut gefallen, mich ganz in diese Welt versinken zu lassen, ebenso wie die Aufklärung des Falles.
Verschwiegen – William Landay
Solider Krimi, spannend und aus ungewöhnlicher Perspektive, gleichzeitig das Psychogramm einer Familie, die kaum noch Halt findet. Gut!
Blumenberg – Sibylle Lewitscharoff
Ich verbeuge mich vor dieser Autorin: Dieser Roman ist nichts zum mal eben weglesen (das wäre auch Verschwendung!). Wohl aber etwas, um Sprache, Wortwitz und spielerischen Umgang mit Literatur zu genießen. Noch dazu fand ich die Geschichte einfach richtig gelungen, absolut rund! Hach…?
Die Töchter der Kälte – Camilla Läckberg
Nach langer Abstinenz bin ich endlich wieder in Fjällbacka/Schweden zum Ermitteln und fühle mich gleich wieder heimisch. Solider Kriminalfall, weiterer Ausbau der sympathischen Charaktere, der mich hoffnungsvoll auf die weiteren Bände blicken lässt. Ich fühle mich bei diesen Krimis gut versorgt: Spannung, Lokalkolorit, und Schmöker-Faktor.
Die Glücksbäckerei: Das magische Rezeptbuch – Kathryn Littlewood
Ein zauberhaftes Kinderbuch mit gelingsicheren Zutaten: einer leicht chaotisch-sympathischen Familie, einer Bäckerei, der magische Kräfte zugeschrieben werden und einer ungewohnten Situation, die mit viel Kreativität gemeistert wird und aus der alle Familienmitglieder ein klein wenig anders hervorgehen. Schön geschrieben, ein wirklich liebenswürdiges Cover, was die jungen Leser bei uns im Laden immer geradezu “magisch” anzieht – feines Buch!
Vom Guten, Wahren und Schönen – Sibylle Lewitscharoff
Ein schmales, lila Bändchen voller Weisheit, großartigen Wörtern, Sätzen, für die ich Bilderrahmen kaufen möchte, Intelligenz, Sprachwitz – kurzum: seitdem ich diese Frau zum ersten Mal live sah, bin ich ein wenig in sie verliebt. Wer etwas für ihre Bücher übrig hat, hat hier Pflichtlektüre vor sich, wer sie noch nicht kennt, hat hier ein tolles Date vor sich… Hach!
Kapital – John Lanchester
Ein opulenter Roman – nicht nur durch seine Dicke, auch durch die Fülle an Personen und Themen, die Lanchester hier versammelt. Der Klett-Cotta-Verlag mausert sich in letzter Zeit immer mehr zu einem Verlag, den ich im Auge behalte und auch mit diesem Buch hat er seinen Status wieder untermauert. Ein Kaleidoskop an Menschen, alle verbunden durch ihren Wohnort: die Pepys Road in London. Und durch eine Karte im Briefkasten, auf der geschrieben steht „Wir wollen, was ihr habt!“ – Werbegag, Drohung, Scherz oder geht es, wie so oft in diesen Tagen, einfach nur um Geld? Die Bewohner haben alle so ihre eigene Art, mit der ungewohnten Post umzugehen. Als Leser folgt man mit einem gewissen Vergnügen den ganz unterschiedlichen Lebenswegen, bangt, amüsiert sich, hält den Atem an – und fühlt sich zum Schluss einfach richtig gut unterhalten!
Internet – Segen oder Fluch? – Sascha Lobo/Kathrin Passig
Ein Sachbuch zu einem Thema, was mich selbst ja immer wieder umtreibt. Ich schätze beide Autoren, sie haben unterschiedliche Hintergründe und ihr Buch („Dinge geregelt kriegen“) habe ich mit großem Vergnügen gelesen. Das Thema hier ist sperriger, schwerer zu fassen und hier bietet sich Humor auch etwas weniger an. Ein paar kleine Längen hat es, trotzdem ist der Informationsgehalt sehr hoch, viel Stoff zum Nachdenken ist enthalten. Auch gefällt mir gut, dass sie versuchen, das Problem differenzierter zu betrachten – in allen Facetten, die es zwischen Schwarz und Weiss gibt, zwischen Fuch und Segen. Sie bieten nicht unbedingt Lösungen an, wohl aber Ansätze, in die man hineindenken, weiterdenken kann. Ein guter Einstieg ins Thema, sowohl für Digital Natives als auch Digital Immigrants
Bugatti taucht auf – Dea Loher
Was mich auch noch nach Monaten an diesem Buch fasziniert, ist eine ganz bestimmte Szene. Und das muss ein Buch erstmal schaffen, sich so im Gedächtnis festzubeissen. Die Geschichte reizt, auch die unterschiedlichen Erzähler und Stilarten schafften es, dass ich sofort gefangen war und dranbleiben wollte. Die Szene um die es mir geht, ist ein Verhör, das literarisch für mich so herausstach, zumindest habe ich noch nie etwas in dieser Art gelesen – es wurde mir fast schwindelig, allem zu folgen, die Raffinesse mit der Erinnerung, Aussage und Beobachtung hier gemischt werden. Allein dafür lohnt sich dieses Buch ganz unbedingt!