Streulicht – Deniz Ohde

„Die Luft verändert sich, wenn man über die Schwelle des Ortes tritt. Eine feine Säure liegt darin, etwas dicker ist sie, als könnte man den Mund öffnen und sie kauen wie Watte. Niemandem hier fällt das mehr auf, und auch mir wird es nach ein paar Stunden wieder vorkommen wie die einzig mögliche Konsistenz, die Luft haben kann. Jede andere wäre eine fremde“. S.7

Mit diesen Sätze beginnt das Debüt von Deniz Ohde, die mit ihrem Roman „Streulicht“ auf der Longlist des Deutschen Buchpreises steht. Etwa in der Mitte des Buches reift in mir ein Plan. Der „Ort“ im Buch liegt nur etwa 30 Minuten von mir entfernt und ich beschließe, hinzufahren. So beeindruckt bin ich von der Atmosphäre, die Ohde in wenigen Seiten entstehen lässt.

Mit dem Buch in der Hand laufen meine Begleitung und ich durch den Ort und werden schnell fündig. Bilder entstehen, wir schauen uns um, erkunden die Umgebung. Fast habe ich manchmal das Gefühl, einiges wiederzuerkennen, obwohl ich noch nie dort war – so sehr hatten sich die Beschreibungen Ohdes bei mir festgesetzt. Streulicht – Deniz Ohde weiterlesen

#ichwillihnberühren – OJ & ER

Das Internet ist oftmals Segen und Fluch zugleich. Es kann ein kalter, extrem anstrengender Ort sein. Doch gleichzeitig passieren dann auch wahnsinnig schöne Sachen im Netz. Alles begann im November 2017 bei der Online-Community Jodel, mit einem simplen Satz von OJ.

Ich (m) hab mich in einen Kumpel verliebt und jetzt liegt er in Boxershorts neben mir im Bett.

Das sich aus diesem Geständnis eine der schönsten Online-Liebesgeschichten entwickelt, hätte OJ wohl selbst nie gedacht. #ichwillihnberühren – OJ & ER weiterlesen

Becoming: Meine Geschichte von Michelle Obama

Als ich letztes Jahr in den Verlagsvorschauen “Becoming” von Michelle Obama entdeckte, war mein erster Gedanke – das sollten wir wohl einkaufen. Das geht bestimmt ein paar Mal. Mittlerweile weiß ich – es ging mehr als nur ein paar Mal. Und obwohl ich ahnte, dass die ehemalige First Lady für viele eine spannende Figur ist, war ich doch sehr erstaunt, wie viele und auch so unterschiedliche Menschen in den Buchladen kamen und zielsicher auf dieses Buch zusteuerten.

Was war es also, was all diese Leserinnen und Leser an Michelle Obama so faszinierte? Becoming: Meine Geschichte von Michelle Obama weiterlesen

Solitaire – Alice Osman

Die ersten Seiten sprachen mich an, je weiter ich las, desto weniger konnte dieses Jugendbuch mich fesseln. Am Ende war ich schlicht enttäuscht, gerade weil das Buch in der Verlagsvorschau so vielversprechend präsentiert wurde. Bei mir hat es keinen nachhaltigen Eindruck hinterlassen können, nur einen schalen Nachgeschmack.

Wovon wir träumten – Julie Otsuka

Dieser Roman hebt sich von der Masse ab, denn er hat nicht einen oder mehrere Erzähler, er hat ganz viele. Die unterschiedlichsten Stimmen japanischer Frauen erzählen, teilweise nur in einem Satz, bevor eine andere den Faden aufnimmt, von ihrer Ankunft in den USA, in den zwanziger Jahren, mit der Hoffnung auf ein besseres Leben. Dass sich ihre Vorstellungen mit der Realität nicht decken, das müssen sie alle feststellen. Gerade durch diesen seltenen Erzählstil kommt das Buch sehr eindringlich daher, wie ein Chor der Erlebnisse, dem man gerne lauscht.

Alpha & Omega: Apokalypse für Anfänger – Markus Orths

Völlig durchgedreht. Mein erster Markus Orths und trotz des obskuren Themas, dem durchgerüttelten Klappentext und der doch beeindruckenden Dicke des Romans habe ich mich rangetraut – und es nicht bereut. Es mag sein, dass ich wegen der Anwesenheit von Physikern im Roman leicht verliebt-verblendet war, aber es ist weit mehr als das. Orths fabuliert hier quer in die Weltgeschichte hinein, dass es eine wahre Freude ist, verliert aber doch nicht die Bodenhaftung, die es braucht, damit der Leser in der Geschichte bleibt. Ein Feuerwerk von Ideen, Skurrilitäten und eine Art Kuriositätenkabinett in Buchform – Ach herrlich!

Geschichte für einen Augenblick – Ruth Ozeki

Für mich eines der packendsten Bücher im Frühjahr – hier stimmte einfach alles. Ein wenig meiner Begeisterung ist meiner Japanvorliebe geschuldet, aber ich glaube, auch andere Leser werden ihre helle Freude an dieser ausgefallenen Geschichte eines japanischen Teenangers und einer Schriftstellerin, getrennt durch ein großes Meer, haben. Eine richtige Entdeckung für mich, ein Buch, welches ich gerne im Regal stehen sehe, weil es mich an glückliche Lesestunden erinnert.

Das Museum der Stille von Yoko Ogawa

Dieses Werk von Ogawa kommt etwas ruhiger daher, der Geschichtenverlauf packt einen eher langsam – ich kann mir vorstellen, dass nicht jeder auf Anhieb in das Buch findet. Mir hat es aber wieder gut gefallen, wenn ich auch zum Einstieg eher “Das Geheimnis der Eulerschen Formel” empfehlen würde. Yoko Ogawa hat sich in meinem Bücherregal definitiv einen Platz erobert, der bleiben wird.