Wer Haruki Murakami liebt, muss dieses Buch lesen, welches leider nur noch antiquarisch zu erwerben ist. Eine solche Fülle an Hintergrund zum Werk Murakamis, dabei in engener Zusammenarbeit mit dem Autor. Es hat nichts voyeuristisches, es ist wie eine neue Brücke, die Jay Rubin (einer seiner amerikanischen Übersetzer) uns zu seinem Werk schlägt. Zusammenhänge werden klarer, das Schaffen Murakamis bis 2004 wird begleitet. Ein sehr, sehr lesenswertes Buch, nach dessen Lektüre ich am allerliebsten jedes einzelne Buch von Murakami nochmal lesen wollte!
Kategorie: R
Die Gottespartitur – Edgar Rai
Hier muss ich eigentlich zwei Leseeindrücke formulieren: die zu Beginn stehende Satire auf den deutschen Literaturbetrieb und diejenigen, die ihn bevölkern und beleben – klasse! Spritzig und spitzfindig, einwandfrei getroffen. Die spätere Entwicklung der Ereignisse – da wurde es für mich dann eher zäh – und das, obwohl mich die Thematik Religion und Musik durchaus interessieren.
Das Weihnachtskind – Miss Read
Eine kleine Erzählung aus Großbritannien. Sicherlich nichts überaus besonderes, aber ehrlicherweise einfach genau die richtige Prise an Weihnachtsgefühl und Menschlichkeit. Ein schöner Bibliotheksfund.
Magical Mystery – Sven Regener
Ein Roman über eine Figur aus den Herr Lehmann Büchern. Mhm. Über Techno. Doppel-Hm. Interessiert mich das? Will ich das? Und wie! Ich war begeistert, wie Regener meine zwei Fragezeichen mit einem Rutsch weggewischt hat – ich habe gelacht und wissend genickt, das Buch in kürzester Zeit ausgelesen und gedacht: wahrscheinlich könnte er auch über Hühnerhaltung schreiben – ich würde es auch mit Begeisterung lesen!
Stella Menzel und der goldene Faden – Holly-Jane Rahlens
Das ist ein Buch, mit dem man sich, zusammen mit seinen Kindern hinsetzen möchte und es immer und immer wieder vorlesen möchte. Am besten natürlich, unter einer mitternachtsblauen Decke mit silbernen Sternen, zusammengehalten von goldenem Faden… Fast ist es mir, als würde ich die Stimme von Stellas Großmutter hören, wie sie Stella immer wieder die Geschichte dieses besonderen Stoffes erzählt, die so viel früher begann: als Überwurf, als Tischdecke, als Vorhang, als Kuscheldecke, als Kleid…(aber ich will ja nicht alles verraten). Eine warme Familiengeschichte darüber, was wichtig ist und was bleibt. Und das auch aus dem kleinsten immer wieder etwas neues entstehen kann. Wunderschön!
Die Bestimmung: Tödliche Wahrheit – Veronica Roth
Die Fortsetzung vermochte mich nicht ganz so zu fesseln, wie der erste Band, ist aber ebenfalls gespickt mit Intrige, Drama und der Frage: Wem kann man eigentlich trauen? Spannung ist da, wenn auch niedriger und langsamer dosiert als im ersten Teil. Somit: der dritte Teil wird interessant…
no place, no home – Morton Rhue
Hat mir wieder richtig gut gefallen. Eine Auseinandersetzung zum Thema Obdachlosigkeit, einer Art Zeltstadt, die Auswirkungen von Mieterhöhungen, Arbeitslosigkeit und Wohnraumknappheit. Ich glaube, dass Rhue hier ein heisses Eisen anfasst, was bisher noch nur als Spitze eines Eisbergs zu sehen ist. Toll zum Jugendbuch aufgearbeitet, aufwühlend und nachdenklich machend.
Die Toten, die niemand vermisst – Hjorth/Rosenfeld
Auch der dritte Band hat mich wieder bestens unterhalten: das Ermittlerteam knüpft neue Bande, entwickelt sich weiter. Veränderungen stehen ins Haus, der neue Fall zerrt an den Nerven, die Perspektivwechsel ergeben erst nach und nach ein Bild… Wieder innerhalb kürzester Zeit verschlungen, mit einem fiesen Cliffhanger zurückgelassen: für mich eine Krimi-Reihe, die Lieblings-Potential hat!
Bist Du noch wach? – Elisabeth Rank
Nach ihrem Erstling habe ich ihrem neuen Roman entgegengefiebert und meine Erwartungen wurden mehr als nur erfüllt. Ich liebe den fast atemlosen Stil von Rank, ihre Wortverliebtheit, ihr Spiel mit Sprache und Gefühl. Und besonders, weil sie eine, mir ganz fremde Welt beschreibt, bin ich ihr umso dankbarer, mit wieviel Farbe und wieviel Formen sie das tut – ich tauche ein und bin ganz im Geschehen. Was ich noch wirklich bewundere, ist die Ehrlichkeit, mit der ihre Hauptfigur scheitert. Der Satz mag seltsam anmuten, aber von den vielen Selbstfindungs-Bier-im-Club-trinken-spielen-alle-in-Berlin-und-Drogen-kommen-vor-Romanen, hebt sie sich ab. Weil sie durchaus erkennt, wo die selbsterrichteten Mauern stehen, gegen die sie rennt und sich mehr als einmal den Kopf einschlägt. Weil sie auf die harte Tour lernt. Weil niemand kommt und sie auf einem weissen Pferd rettet. Allein dafür möchte ich ihr einen Mut-Orden verleihen und ihr einen Tee kochen und sagen: alles wird gut. Auch diese Zeit wird für etwas gut sein.
An jedem neuen Morgen – Roger Rosenblatt
Ein schmales Büchlein, keine Fiktion sondern ein Erfahrungsbericht, eines Vaters, der nicht nur seine Tochter verliert, sondern durch ihren Tod, zusammen mit seiner Frau als Großeltern für die drei noch sehr jungen Enkelkinder mehr als nur da ist. Die beiden ziehen bei der Familie ein und versuchen, trotz Trauer, ein unkonventionelles Familienleben zu meistern. Was an diesem Buch heraussticht, ist eine gewisse Sachlichkeit, es sind Momentaufnahmen, Anekdoten, die alle von einem großen Zusammenhalt und einer engen Familienbeziehung zeugen. In diesen Seiten findet sich auch Trauer, meist unausgesprochen, zwischen den Zeilen. Diese Familie entschliesst sich, dass es weitergehen muss, mit einem ungeheuren Willen, manchmal hat mich das ein wenig irritiert, wünschte ich mir, dass mehr miteinander gesprochen würde, aber Trauer ist so vielfältig, dass ich mir da kein Urteil erlauben möchte.