Das Gespenst von Canterville – Oscar Wilde

Ein feines, kleines Buch von Großmeister Oscar Wilde. Dieses las ich im Zuge einer “Wir lesen Klassiker”-Gruppe – schadet ja nie, sowas mal einzustreuen. Zumal ich großer Wilde-Fan bin. Und auch hier wieder: ich liebe die Sprache, die Beschreibungen der Umgebung, Wildes Gabe, mit feinen Strichen die Charaktere der Familie nachzuzeichnen – und ein ungewöhnliches Gespenst bei dem man zwischen Lachen und Mitleid schwankte. Zwar war ich zum Schluß hin etwas erstaunt über das gewählte Ende, jedoch, nachdem es sich setzen konnte, kann ich Wilde verstehen – so hat er dem ganzen doch noch die Prise “geheimnisvoll” verliehen.

Das Buch wartet mit wundervollen Sätzen wie “aber sonst ereignete sich nichts von besonderer Bedeutung” auf und Worten wie “Butterrutschbahn” und einem in Filzpantoffeln spukenden Gespenst..was will man mehr?

Danke an Christine fürs Gründen der Klassiker-Gruppe!

Becks letzter Sommer – Benedict Wells

Ich kann mich hier kurzfassen: dieses Buch muss in jede Reisetasche im Sommer 2010. Wells schreibt rasant und mit einer Kraft, das man von Anfang an gefesselt ist, von der Geschichte des Lehrers Beck, der statt mit eigener Band durchzustarten, dann doch “nur” Lehrer wurde. Liest sich super, lässt einen laut lachen und mitleiden, ob der obskuren Entwicklungen, die schlussendlich zu einem Roadtrip quer durch Europa führen…die kleine Anmerkung sei mir erlaubt, das ich zuerst nach Beenden des Buches etwas enttäuscht war, das Beck das rasante zum Schluss hin verlor, fast schon unerträglich langsam wurde und so einige schriftstellerische “Breaks” drin hatte. Nach einer Nacht darüber schlafen bin ich jedoch froh darum – die Schreibweise hat sich der Entwicklung des Romans angepasst – Beck würde sagen – ein langsames “fade out…”

Viertel nach Handgelenk – Pippin Wigglesworth

Abgesehen vom Autorennamen und dem wirklich guten Titel, ist es schwer etwas wirklich gutes über diesen Roman zu sagen ausser: wer wissen will, wie man möglichst viel saufen, Drogen konsumieren, heftig abstürzen kann und keinen Plan haben kann, der ist hier richtig. Man muss ihm zu Gute halten, das ganze doch auf erquickliche Länge gestreckt zu haben und wenigstens zum Schluss hin einen kleinen Silberstreif überzulassen. Moral von der Geschicht: irgendwann kommen die Leute im weissen Kittel ja doch…

Aus der schönen, neuen Welt – Günther Wallraff

Wallraff ist ja nun kein Unbekannter mehr, seine Recherchemethoden bekannt. Dieses Buch war mal wieder eine Lehre, wie naiv ich doch gerne noch ans Gute im Menschen glaube

Alle Reportagen und Erfahrungen sind spannend verarbeitet, aufrüttelnd und bei vielen beschriebenen Szenen kann man sich seiner Mitmenschen wirklich nur schämen. Wallraff ist als Obdachloser, Brötchenbäcker, “Ausländer” und in Callcentern unterwegs – was er dort erlebt, das geht weit über das hinaus, was ich angenommen hätte…Wenn dieses Buch ein wenig zum Umdenken anregt, nur weiter so!

Das Schweigen – Jan Costin Wagner

Nach Eismond musste ich doch sofort nachlegen. Ich bin nicht sicher, ob ich “Das Schweigen” rein als Krimi werten würde, es ist fast mehr ein Roman. Ein bisschen verwundert war ich, das der Schwerpunkt diesemal mehr auf dem Ermittler Ketola lag, als auf Kimmo, aber das ist nur ein kleines Detail. Insgesamt wieder ein Fall, in dem es viel grau statt schwarz und weiss gibt. Sprachlich sehr ruhig und toll geschrieben, das fällt grade aufgrund des sehr heiklen Themas (Mißbrauch und Mord von Kindern..) ins Auge. Ich würde diesen Autor wirklich jedem Krimifan ans Herz legen und jedem literarische Interessierten mit Blick fürs Besondere erst recht! Der Krimi sticht aus einem großen Angebot von Krimis wirklich raus!

Eismond – Jan Costin Wagner

Kann ein Deutscher wirklich gut einen Krimi schreiben, der in Finnland spielt? Ja, er kann! Eine sehr zurückhaltende, ruhige Sprache, dazu eine gewisse Grundtraurigkeit und interessante Charaktere rund um den Ermittler Kimmo Joentaa. Hat mir gut gefallen, erinnert ein wenig an Karin Fossum, deren schwedische Krimis ich auch sehr schätze. Ist ja der erste Krimi mit Kimmo, ich denke das dort der Grundstein gelegt wird, für weitere Entwicklungen. Gut gelungenes Debüt! Für alle Krimi Leser, die leise Zwischentöne schätzen und die Schönheit Finnlands.

Spinner – Benedict Wells

Dieses Buch ist wie ein Film in den man zufällig reinzappt, ihn für interessant empfindet und dann hängenbleibt. Ich habe das Sofa nicht verlassen, war in Berlin, erlebte den Fall und die Ziellosigkeit des Protagonisten, der seinem großen Ziel, der Vollendung seines Epos eher davonrennt, als ihm näher zu kommen. Mit viel Tempo erzählt, mit Witz und Gespür für schöne, einfallsreiche Szenen. Kein Buch das einen tief in der Seele rührt, aber verdammt unterhaltsam und an einigen Stellen erkennt man sich selbst ja doch wieder

Zwei alte Frauen – Velma Wallis

Wieder ein Buch, das ich zusammen mit dem BriCom-Lesekreis gelesen habe. Mit einem Klick auf den Link könnt ihr die ganze Diskussion verfolgen.

Mir hat das Buch auch sehr gefallen. Mein Chef hatte mir das zu Anfangszeiten meiner Buchhändlerlehre ans Herz gelegt und meinte, das wäre wirklich eine Art “Klassiker“. Und wo er recht hat..;-)

Ich hatte es an einem Abend/Nacht durch. Das Buch ist so angenehm geschrieben, das man sich nicht langweilt, das man in der Geschichte steckt. Obwohl nicht viele Worte um die Gefühle gemacht werden (also schon beschrieben, aber sehr klar und ohne Ausschweifungen) finde ich das man sich sehr klar reinfühlen kann, weil auch Raum bleibt, für die eigene Fantasie. Ich fühlte mich teilweise so, als würde ich danebensitzen.

Enorm stark fand ich, das die beiden Frauen auch wahrnehmen, das ihre Haltung zu der Zeit als sie zurückgelassen wurden, falsch war. Grade in etwas höherem Alter erfordert es Mut und Kraft, soetwas zuzugeben und auch wirklich etwas zu ändern. Aber das tun die beiden – fand ich klasse!

Was ich deshalb auch aus diesem Buch mitnehme ist: Bevor ich mich ergebe und vielleicht einer Meinung von anderen über mich ergebe, will ich eben doch “handelnd sterben“. Das hat sich tief eingeprägt.

Eine der Teilnehmerinnen unseres Lesekreises schrieb, das sie dieses Buch noch oft verschenken würde. Ich kann mich nur anschliessen – ein wunderbares, kleines Geschenkbuch. Die schöne Hardcoverausgabe von Piper sieht auch toll aus!

Jeremy James oder Im Sand, am Strand und anderswo – David Henry Wilson

Jeremy James ist eine herrliche Kinderbuchserie aus GB. Ein kleiner, etwas naseweiser Junge, seine leicht verplanten Eltern und einfach nur Abenteuer des Alltags. Ich liebe diese Reihe! In diesem Buch macht die ganze Familie einen Kurztrip ans Meer…da kann schon so einiges passieren…vorallem wenn man jeremy James heisst! Wirklich liebenswert und toll gemacht!