Anti-Racist Ally – Sophie Williams

Wir leben in einer rassistisch geprägten Gesellschaft. Es muss uns allen klar sein, dass es strukturellen Rassismus gibt, der sich durch alles zieht. Und der nicht verschwinden wird, solange wir nicht aktiv daran arbeiten, ihn zu durchbrechen. Es liegt in unserer Verantwortung, dagegenzuhalten. Es liegt in unserer Hand, uns zu informieren, die Arbeit zu tun und rassismuskritisch denken zu lernen.

Es reicht nicht, wenn wir sagen, dass wir kein*e Rassist*in  sind. Wir müssen aktiv antirassistisch sein, jeden Tag. Durch Rassismus entsteht unfassbares Leid, entsteht Hass, massive Benachteiligung auf sämtlichen Ebenen. Und um es nochmal ganz deutlich zu sagen: Rassismus tötet. Anti-Racist Ally – Sophie Williams weiterlesen

Jede*r kann was – Maggie Von Wegen & Navina Wienkämper

Mittlerweile ist der Nachwuchs aus dem Bilderbuchalter raus und liest sich durch das Fantasy-Regal. Für „Jede*r kann was haben wir es uns aber doch noch einmal gemeinsam auf dem Sofa gemütlich gemacht und uns gegenseitig vorgelesen. Haben Lore vom Liebesbrief-Postamt, Rali vom Rabatz-Verein, Zou von Ziep-Tattoo und einige andere kennengelernt. Danach Stille und dann sprudelt es aus meinem Sohn heraus: „Mama, mir ist schon klar, was das Buch sagen will! Dass jede und jeder sein Talent rausfinden muss, das, was die Person wirklich glücklich macht und dem dann folgen. Dann geht es allen viel besser!“ Treffender hätte ich das auch nicht sagen können. Ein inspirierendes, ermutigendes und erfreulich diverses Bilderbuch, lange nicht nur für kleine Kinder!

Illustriert von Navina Wienkämper und herausgegeben im von wegen Verlag.

Leseexemplar

Die Kopenhagen-Trilogie von Tove Ditlevsen

Kindheit, Jugend, Abhängigkeit – ein ganzes Künstlerinnenleben in drei Worten. Sie bilden die Titel der sogenannten Kopenhagen-Trilogie von Tove Ditlevsen (1917 -1976). In Dänemark vor über 50 Jahren erschienen und dort wahre Klassiker, die Autorin tief verehrt. Nun sind alle drei Bände in der Neuübersetzung von Ursel Allenstein aus dem Dänischen bei Aufbau erschienen. Endlich kann ich beglückt schreiben, was das für ein Gewinn für unsere Literaturlandschaft ist!

„Und mir wird immer stärker bewusst, dass ich zu nichts anderem tauge und von nichts anderem leidenschaftlich erfüllt werde, als Worte aneinanderzureihen, Sätze zu bilden und einfache, vierteilige Verse zu schreiben.“ „Abhängigkeit, S. 57

Die Kopenhagen-Trilogie von Tove Ditlevsen weiterlesen

Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid – Alena Schröder

Wir treffen in diesem Romandebüt von Alena Schröder auf vier Frauen, deren Geschichte über vier Generationen hinweg erzählt wird. Von den goldenen Zwanzigern bis in die Gegenwart begleiten wir sie, die Mütter und ihre Töchter. Ein verschwundenes Gemälde, beschrieben mit den Worten „Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid“ bietet den Rahmen, in dem sich die Geschichte entfaltet.

Ich bin durch diesen Roman nur so durchgerauscht, denn seine Figuren haben mich nicht losgelassen. Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid – Alena Schröder weiterlesen

Legendäre Laufstrecken – Lonely Planet

Draußen hat es gerade wieder begonnen zu schneien, die Straßen sind weiß und der Frühling und Sommer erscheinen gerade unglaublich fern. Auch Sport findet bei mir aktuell eher in Form von Spaziergängen und Yoga-Sessions statt, aber es kribbelt schon, bald wieder (nach einer gesundheitlich bedingten Pause) die Laufschuhe zu schnüren und die gewohnten Laufstrecken aufzusuchen.

Solange das aber noch nicht geht und auch die Wetterlage für Laufanfänger*innen wenig einladend ist, bietet dieser Bildband mit legendären Laufstrecken eine willkommene Alternative. Ausgesprochen unterhaltsam berichten 50 Läuferinnen und Läufer von ungewöhnlichen Laufstrecken rund um den Globus. Diese sind reichlich bebildert und mit Infos zu den jeweiligen Events angereichert. Die Berichte sind sehr persönlich und recht unterschiedlich, was den Reiz des Buches erhöht. Sowohl als Motivation, als Inspiration und zur Linderung von akuter Laufsehnsucht geeignet.

Erste Person Singular – Haruki Murakami

Bei jedem neuen Buch von Haruki Murakami frage ich mich, zumindest leise, ob irgendwann der Moment gekommen sein wird, an dem es zwischen uns nicht mehr funkt. Sehr wahrscheinlich ist es nicht, aber würde es nicht geradezu anmuten wie ein Ereignis innerhalb seiner Geschichten? Eine Leserin, die sich in den ihr wohlbekannten Brunnen begibt, zu lesen beginnt und die Worte sprechen nicht mehr zu ihr?

Doch heute, heute ist es noch nicht soweit.

Ich habe mir einen Tee gekocht, es mir gemütlich gemacht, das Telefon auf Flugmodus gestellt und die Schlafzimmertür fest verschlossen. Wenn Murakami und ich uns nach langer Zeit des Wartens wieder begegnen, so tun wir das in Stille, nur für uns. Erste Person Singular – Haruki Murakami weiterlesen

Theo liebt es bunt von Samuel Langley-Swain

Theo liebt es bunt – und ich liebe die Botschaft dieses Bilderbuches. Theo fällt zwischen all den gleichen, grauen Wieseln im Weidenwald stets auf, denn er liebt es, sich knallbunt anzuziehen. Den anderen Wieseln stinkt das ganz gewaltig und sie beschließen, etwas zu unternehmen. Sie drohen ihm – warum kann er sich nicht “normal” verhalten, wie alle anderen auch? Theo kann das nicht verstehen – was stört die anderen nur so? Theo liebt es bunt von Samuel Langley-Swain weiterlesen

Kreativität – Melanie Raabe

Liebe Melanie,

ich glaube, ich habe mich auf nur wenige Bücher in diesem Herbst so sehr gefreut, wie auf  dein Buch „Kreativität“. Dieses Jahr hat schon so einiges von uns allen abverlangt und ich habe das Gefühl, vieles ist dabei auf der Strecke geblieben. Die Zeit war oft knapp, meine Wahrnehmung, nicht allem gerecht zu werden überwältigend groß. So auf den Kopf gestellt, habe ich einige Dinge in meinem Leben auf den Prüfstand gestellt. Dabei habe ich die ein oder andere überraschende Entdeckung gemacht, neue Prioritäten gefunden und mich verändert.

Gleichzeitig habe ich mich ein wenig gelähmt gefühlt – ich habe so wenig geschrieben wie noch nie, der Blog lag häufig brach. Und auch wenn ich glaube, dass es vollkommen richtig war, zu versuchen, erstmal an einem Stück durch diese herausfordernden Zeiten zu kommen, auch wenn ich überzeugt davon bin, dass man nicht ausgerechnet in einer globalen Pandemie seine schaffenswütigste Phase haben muss: Es ist doch nicht die ganze Geschichte. Denn ich war, all den guten Gründen, die ich mir selbst und anderen erzählte zum Trotz, ganz schön unglücklich mit diesem „unkreativen“ Zustand.

Ich öffnete dein Buch in der Hoffnung, eine Art von Schlüssel zu meiner verschütteten Kreativität zu finden. Was ich bekam, liebe Mel, war zunächst eine heftig blinkende Glühbirne über meinem Kopf.  Kreativität – Melanie Raabe weiterlesen

How to read Murakami – Zehn Wegweiser

Wenn ich nach meinem Lieblingsautor gefragt werde, kommt die Antwort ohne Zögern: Haruki Murakami. Die zweite Frage, die so gut wie immer folgt ist: Was ist dein Lieblingsbuch von ihm ? – auch das beantworte ich sekundenschnell: Kafka am Strand! Aber es gibt noch eine weitere Fragestellung, die regelmäßig aufkommt:

Was sollte ich denn nun zuerst von ihm lesen? Oder womit weitermachen, wenn ich Feuer gefangen habe? Sein Werk ist groß – ich brauche Orientierung!

Was gäbe es für einen besseren Anlass, als die am 13.10.2020 erscheinende Neuübersetzung von “Mister Aufziehvogel / Die Chroniken des Aufziehvogels” (durch the one and only Ursula Gräfe direkt aus dem Japanischen) um diese Fragen in einem Blogbeitrag zu beantworten? Ich habe seine Bücher in zehn Kategorien aufgeteilt, die euch vielleicht ein wenig als Wegweiser dienen können, angereichert mit meiner ganz persönlichen Leseerfahrung – jemand anders würde vielleicht ganz anders sortieren, was es umso spannender macht! Erzählt mir gerne in den Kommentaren, wie es euch mit Haruki Murakami so ergangen ist, welche Kategorieren ihr vielleicht gewählt hättet – ich bin gespannt!

Ihr seid bereit? Los geht es! How to read Murakami – Zehn Wegweiser weiterlesen

Streulicht – Deniz Ohde

„Die Luft verändert sich, wenn man über die Schwelle des Ortes tritt. Eine feine Säure liegt darin, etwas dicker ist sie, als könnte man den Mund öffnen und sie kauen wie Watte. Niemandem hier fällt das mehr auf, und auch mir wird es nach ein paar Stunden wieder vorkommen wie die einzig mögliche Konsistenz, die Luft haben kann. Jede andere wäre eine fremde“. S.7

Mit diesen Sätze beginnt das Debüt von Deniz Ohde, die mit ihrem Roman „Streulicht“ auf der Longlist des Deutschen Buchpreises steht. Etwa in der Mitte des Buches reift in mir ein Plan. Der „Ort“ im Buch liegt nur etwa 30 Minuten von mir entfernt und ich beschließe, hinzufahren. So beeindruckt bin ich von der Atmosphäre, die Ohde in wenigen Seiten entstehen lässt.

Mit dem Buch in der Hand laufen meine Begleitung und ich durch den Ort und werden schnell fündig. Bilder entstehen, wir schauen uns um, erkunden die Umgebung. Fast habe ich manchmal das Gefühl, einiges wiederzuerkennen, obwohl ich noch nie dort war – so sehr hatten sich die Beschreibungen Ohdes bei mir festgesetzt. Streulicht – Deniz Ohde weiterlesen