So langsam gluckert die Vorfreude immer wieder in mir hoch – in knapp drei Wochen ist es soweit und Zürich liest’ 16 öffnet am 26. Oktober seine literarischen Pforten. Nun würde ich euch ja am liebsten alle mit in den großen, pinken Koffer packen und dann gemeinsam mit euch Zürich kennenlernen. Den Festivaltrubel genießen, Lesungen besuchen, ins Gespräch kommen – kurz – das Lesen und die Literatur ordentlich feiern! Für alle, die daheimbleiben müssen, aber sich mit mir gemeinsam auf das Lesefestival einstimmen wollen und auch für alle, die ich dort antreffen werde und die “schon immer mal” gerne ein bißchen Zürich zwischen zwei Buchdeckeln entdecken wollten, kommt hier meine Beschäftigung der letzten Wochen!
Um mich ein wenig auf Zürich und seine Geschichte vorzubereiten, habe ich ganz klassisch zum Buch gegriffen. Denn meiner Meinung nach kann man die Atmosphäre einer Stadt ganz besonders gut erfassen, wenn man sie durch die Augen eines Autors/einer Autorin sieht.
Die “Gebrauchsanweisung für“-Reihe von Piper mag ich sehr und wenn ich auf Reisen gehe, bin ich immer glücklich, zu entdecken, dass das jeweilige Land oder die Stadt in der Reihe auftaucht. Milena Moser, (deren Buch “Das wahre Leben” mir sehr gut gefallen hat) schreibt offen und ehrlich über Zürich, die Stadt, die sie gleich zu Anfang mit einer angeheirateten Tante voller Widersprüche vergleicht und dieses Bild zieht sich durch das ganze Buch. Zum Schluss ist mir eben diese “Tante Turica” richtig ans Herz gewachsen – mit all ihrer Schönheit und ihren Eigenheiten. Außerdem füllt sich dank Milena Moser meine Leseliste schnell und ich erfahre auch einiges über die bewegte Vergangenheit des Hotel Rothaus, welches nicht nur unser Hotel während der Festivalzeit sein wird, sondern auch die Bühne für die Lesung von Thomas Meyer bieten wird.
Krimis sind meiner Meinung nach eine der besten Methoden, um sich einer Stadt und ihrem Flair anzunähern. Daher war ich hocherfreut, als ich die Krimi-Reihe rund um Rabbi Klein von Alfred Bodenheimer, erschienen bei Nagel&Kimche (die am Samstag, 29. 10, 14:00 – 18:00 beim Offenen Nachmittag der Verlage mitmachen) entdeckte. “Das Ende vom Lied” zeichnete mir nicht nur ein anschauliches Bild von Zürich und auch dem jüdischen Leben dort, sondern machte mich auch mit dem herrlich menschlichen Rabbi Klein bekannt, der auf eigene Faust ermittelt. Dieser hat mir so gut gefallen, dass ich die beiden anderen Bände bald lesen möchte. Und das, obwohl ich normalerweise eher selten Krimis lese!
Weil ich gerade ausnahmsweise in richtiger Krimistimmung war, dürfte direkt der nächste Fall folgen. Erschienen bei Emons, finden wir bei “Müller und die Tote in der Limmat” von Raphael Zehnder eine ganz eigene Sprache, eine sehr unvermittelte, direkte Ansprache, die ihren eigenen Rythmus hat – das muss man mögen, mir gefiel es sofort. Auch hier erfahre ich viel über Zürich und Zürcher Besonderheiten. Ich fühle mich bestens unterhalten und “Müller” ist ein spannender Protagonist. Einer der Roman-Figuren, dem Polizisten Manfred Bucher kann man sogar unter @BucherManfred auf Twitter folgen.
Wer sich noch mehr Zürich um die Nase wehen lassen will, kommt an Martin Suter nicht vorbei. Ich mag ihn seit Jahren, freue mich jedesmal wie ein Schneekönig über ein neues Buch von ihm. Eigentlich kann man fast blind zugreifen, aber meine besonderen Lieblinge bleiben doch “Small World” und “Die Zeit, die Zeit“. Außerdem – seine Business Class Kurzgeschichten – köstlich!
Wenn in den hektischen Wochen vorher (die Buchmesse ruft) noch Zeit sein sollte, werde ich auch noch versuchen “Nackt gebadet, gejauchzt bis zwölf, Weltliteratur in Zürich – 50 Porträts“, ebenfalls erschienen bei Nagel&Kimche zu lesen. Allein der Titel klingt so, als könnte das ein sehr unterhaltsames Lesevergnügen werden! Diese Stadt hat wirklich viel zu bieten im Hinblick auf Literatur und Kultur – kein Wunder also, dass es dieses Jahr bereits das sechste Mal ist, dass “Zürich liest” stattfindet.
Habt ihr Lust auf Zürich bekommen? Ich kann es mittlerweile kaum noch erwarten…
Danke für die vielen Literaturtipps! Und ja – Lust auf Zürich habe ich immer. Für mich heißt es dann Ende Januar 2017 wieder Koffer packen und “auf den Zug gehen” – nach Züri.
Wie in jedem Jahr treffe ich mich dort zur “Schule und Literatur – Lesewoche” mit ganz vielen KollegInnen aus Deutschland und der Schweiz. Ich freu mich jetzt schon drauf. Und zum Einstimmen hab ich schon mal für die nächsten dunkelkalten Wochen eine “Ovo” besorgt.
Bis morgen
Jutta
Zu Zürich gehören UNBEDINGT auch die Krimiautoren Sunil Mann und Petra Ivanov. Beide fangen ein ganz anderes Zürich auf eine ganz andere Art ein – aber beide fantastisch.